Case Cantionere

Es geht um die straßenarbeiter, cantonieri, die schon vor über hundert jahren an den italienischen staatsstraßen in ihrem abschnitt für ordnung und sicherheit sorgten. danke, erst- und alle-mal. damals wie heute.

Dafür, dass sie auch korrekt, an ihrer straße, untergebracht waren, sorgte die allmächtige straßenbehörde A N A S, Azienda Nazionale Autonoma delle Strade.

 

So ein intensiver benutzer der italienischen strade kennt sie, die case cantoniere. Leicht zu erkennen an ihrer lage, dicht an der straße und an ihrem eisenoxyd- farbton rosso pompeiano oder rosso di persia. Für den versierten straßenbenutzer ein rot, welches die ferne symbolisiert. Und die gewißheit: diese straße hört so bald nicht auf! Nach ein paar kilometern kommt das nächste CC

 

 

Auf meiner tramptour 1962, die ja meistens zu fuß stattfand, habe ich nähere bekanntschaft mit diesen case gemacht, das eine oder andere untersucht. Schon damals blätterte die farbe. Die meisten dieser hausgrundstücke lagen ohne zaun, etwas außerhalb, nahe an der straße. Die pflasterung ging oft bis ans haus. Werkzeug und material, das in stall und haus lagerte, war so leicht zu verladen.

Der Grundriss war einfach. Meist konnten zwei familien drin wohnen, die straßenwärter haben sich wohl abgewechselt in ihrem dienst, der ja nie aufhörte. Also die häuser hatten auf den wanderer eine bestimmte anziehungskraft, die weiß gestrichenen umrandungen wirkten freundlich und einladend. Schon 1962 waren die häuser nicht mehr alle bewohnt, wurden aber respektiert. Einige hatten offene veranden, die dem hitzegeplagten tramper einen gastlichen schatten versprachen. Hier konnte jemand auf kühlen steinplatten ungestört die mittagshitze verschlafen. Auf den internetbildern sieht man die verschiedenen, weißen schilder der gebäude. Zur straße hin das anas und c c schild mit schönem anas symbol, ein flügelrad, wie oben (alt von ca. 1947). An den Hausseiten ist je ein schild mit der straßenbezeichnung (Strada Statale) und dem stations-kilometerpunkt.

In den letzten jahrzehnten sind diese häuser (sicher ein paar hundert) ins gespräch gekommen. Schon lange müssen die straßenwärter nicht mehr an der straße wohnen. Die kommen mit dem auto und mit maschinen. Die leer stehenden häuser fingen an, zu vergammeln und auf einen wert unter null zu kommen. Da hatte ANAS eine idee: wir schlagen eine neue zweckbestimmung vor und verkaufen die hausgrundstücke. Die vorschläge waren: infozentren für touristen, beispielhafte (eß)waren aus der region ausstellen und, natürlich, übernachtungsmöglichkeit, kneipen. So lassen sich doch einige der schönen, roten häuser vor dem bagger retten!  Chr. Fa., 7.20

 

 

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© Martin Ricken